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Der Weg zum Blog – ein Workshop

Der Blog-Workshop am Bildungszentrum für Wirtschaft und Dienstleistung stand unter dem Motto „Better done than perfect“. Lieber fertigmachen als nach Perfektion streben – ist das ein Plädoyer für Schludrigkeit? Ganz und gar nicht. Nur was da ist, was existiert, was auf dem Papier steht und für den Moment mal fertig ist, kann verändert und verbessert werden. Das ständige Üben und Weitermachen verbessert einen selber, ganz ohne Krampf. Das erste iPhone war nicht perfekt, aber es wurde mit jeder Version besser!

 

Ich erzählte im Workshop von meinem eigenen Lernblog, suchte mit den Teilnehmenden nach Themen, und nach Tipps für's interessante Schreiben. Erläuterte einen typischen Ablauf eines Blogtexts, und sammelte Ideen für Texte. Für mich ein spannender Nachmittag – dankeschön!

Vom Blog zum Beruf

 

Meine eigene Bloggeschichte ist ein Beispiel dafür, wie sich die Arbeitswelt verändert, wie man sich Nischen schaffen und sich weiterentwickeln kann. Nach dem ersten Mutterschaftsurlaub fühlte ich mich intellektuell ein bisschen unterernährt, und setzte mir zum Ziel, einen Blog zu starten und über Kunstwerke zu schreiben, die mich berührten.

 

Ich lernte visuelle Kunst besser kennen, bekam einen Einblick in zeitgenössischen Tanz, in klassische Musik und Pop, Fotografie und Design, ganz unbelastet und querbeet. Durch das regelmässige Schreiben erwachte die Freude an Buchstaben wieder, die ich zugunsten der Passion für die Musik in meinen Zwanzigern zurückgestellt hatte.

 

Sie führte dazu, dass ich mehrere Weiterbildungen in Kommunikation, Social Media und Texten absolvierte. Und mich nach einem weiteren Mutterschaftsurlaub als Texterin selbstständig machen konnte. 

 

Mein kleiner, von der Welt unbeachteter Blog, wurde zu einem Portfolio, das ich heute noch einsetzen kann. Ich schulte meine Kenntnisse in Sachen Kunst – aber auch in Sachen Recherche, visualisieren, Fotobearbeitung, im Schreiben in englisch. Und ich genoss das Gefühl, wenn ich einen Beitrag veröffentlicht hatte. Da waren ein Bild, ein Text, ein neugewonnenes Stückchen Wissen, ziemlich schön verpackt – und fertig! 

Worüber weiss ich viel – und noch zu wenig?

Wir sprachen im Workshop über eure, deine Themen. Was bewegt dich? Worüber weisst du mehr als dein/e Nachbar*in?  Und möchtest mehr darüber wissen? Die Teilnehmenden sammelten Ideen, entschieden sich für eines, das sie für alle sichtbar auf dem Pult notierten, und formulierten einen Einstiegstext dazu.

 

Die darauf folgende Gruppenarbeit brachte interessante Kombinationen zutage, gleiche Themen, Kenntnisse, von denen andere nichts wussten – und eine entschieden genussorientierte Gruppe mit Fokus auf Volumenprozente...

Wie gestalte ich einen Blogbeitrag?

 

Blogs sprechen Gegenüber direkt an, in Ich- und Du-Form, die Texte sind informell. Der folgende beispielhafte Ablauf ist deshalb als unterstützende, nicht einschränkende, Leitplanke zu verstehen.

 

TITEL UND ZUSAMMENFASSUNG...

… sollen packen und versprechen. Allzu viel Kreativität ist nicht nötig, im Gegenteil, die Lesenden sollen sofort wissen, worum es geht. Tipp: der Titel packt und die Zusammenfassung verspricht – oder umgekehrt.

 

 

10 Konfitüren mit Erdbeeren

Wer mag Erdbeeren nicht? Sie schmecken als Torte oder Glacé genauso wie pur. Wer ihren Geschmack im Herbst und Winter vermisst, kocht sie zu Konfi. Dafür 10 Beispiele - von supersüss für Schleckmäuler bis dezent mit bitteren Noten - für die anderen!

 

Gonfi besser als beim Grosi 

Erdbeeren haben Saison. Ich liefere euch hier 10 Rezepte für Erdbeerkonfitüren, die es in sich haben. Der Klassiker mit Rhabarber gehört genauso dazu wie eine Version mit Ingwer.

 

 

EINSTIEG IN DEN TEXT

Der Anfang soll definitiv packen. Toll geeignet ist eine kurze, persönliche Anekdote, ein Witz, ein Fakt aus einer interessanten Statistik, ein Zitat einer berühmten Persönlichkeit.

 

„Ich war alles andere als ein Naturtalent in Sachen Konfitüre. Mein erstes Experiment endete mit einem vorgezogenen Frühlingsputz… etc.“

 

HAUPTTEIL / ABSCHNITTE

den Text in Absätzen planen, evtl. mit Zwischentiteln. Immer gut geeignet zum Gliedern von Information sind 3 Punkte. Der gute Inhalt ist sehr wichtig – Blogtexte sind nicht belanglos, sie sind korrekt, interessant, gut recherchiert. Die Lesenden investieren Zeit – sie soll sich lohnen! 

 

BILD

Trotz einer riesigen Auswahl an Stockfotos im Internet lohnt es sich, die Bilder selber zu machen, selbst wenn man selber nicht viel Fotowissen hat. Warum nicht sich selber eine Einschränkung auferlegen, um den Prozess zu vereinfachen? 

 

Alle Fotos zu den Konfitüre-Texten werden in der eigenen Küche gemacht, mit dem Handy, in schwarz/weiss. Das ergibt ein einheitliches Bild – und die Einschränkung auf schwarz/weiss ist für eine Sammlung von Texten rund um Früchte sicher ungewohnt, neu und interessant

 

Beispiel aus dem Workshop: für einen Blog mit Texten über Führungserfahrung könnte der eigene Arbeitstisch mit verschiedenen Details (Schubladengriff, Unordnung bei Stiften, Radiergummi, Lineal) für interessante Symbolbilder sorgen

 

ABSCHLUSS

Gut geeignet für den Abschluss ist eine kurze Zusammenfassung, evtl. auch ein Call to action, das heisst ein Aufruf. Eine Frage an die Lesenden, eine Bitte um eigene Beispiele, etc.

 

„Ich habe euch heute zehn Konfitüren vorgestellt, von leicht bitter bis supersüss. Schreibt ihr mir, wenn ihr eine nachgekocht habt? Besonders interessiert bin ich übrigens auch an der Gestaltung eurer Etiketten! Ich bin gespannt!“

 

TAGS

Tags werden vergeben, damit Texte schneller gefunden werden. Von allgemein bis ganz konkret.

Beispiel: haltbar machen; Konfitüre; Erdbeeren; Ingwer; Rezepte

Ideensammlung

Die Liste zum Abschluss sollte der Inspiration dienen. Ich weiss vieles – worüber soll ich schreiben? Zum Beispiel darüber:

 

Ich und Konfitüre – nicht nur eine Liebesgeschichte

 

Die Geschichte der Konfitüre in Frankreich

 

Brotaufstriche anderswo

 

Utensilien – was braucht’s zum Konfitüre machen?

 

Salzige Konfitüren

 

Interview mit Herrn B., Märitstandbetreiber

 

Was sind "confits"?

und zum Schluss...

... blieb und bleibt mir nur noch, den Teilnehmenden Neugierde für und Freude am Experiment Lernblog zu wünschen.

 

Das moderne Portfolio-Instrument kann die Karriere verändern, Motivationsschreiben ersetzen, Wissen bewahren und fördern, Austausch generieren.

 

Und vor allem ermöglicht es, sich mit einer Sache zu befassen, die einem Freude macht. Es kann dich zum/zur Expert*in machen, ohne dass du dies geplant hättest. Dass das funktionieren kann, wusste Dichter und Denker Christoph Maria Wieland schon im 18. Jahrhundert:

 

 

„Wir lernen durch Irren und Fehler und werden Meister durch Übung, ohne zu merken, wie es gegangen ist.“

 

 

 

 

Alle Fotos von Workshop-Teilnehmenden. Ganz herzlichen Dank!

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